Gewaltfreie Kommunikation

Dieser Begriff stammt von Marshall B.Rosenberg. Seine Vorstellungen sind eine der Grundlagen meiner Arbeit.

Jeder Mensch braucht Nahrung, Kleidung, ein Dach über dem Kopf, Zusammenleben mit anderen Menschen und vieles mehr, um sich selbst und unsere Art (homo sapiens) zu erhalten. Was ein Mensch zum Leben braucht, nennt man seine „Bedürfnisse“. Grundlegende  Bedürfnisse sind angeboren. Weitergehende Bedürfnisse sind erworben (oft in der frühen Kindheit) und sind zum festen Bestandteil der Person geworden. Niemand kann sich also seine Bedürfnisse aussuchen oder sie verändern. Sie sind einfach da!

Jedes Verhalten eines Menschen zielt darauf ab, ein vorhandenes Bedürfnis zu befriedigen. Dabei machen wir immer wieder Fehler, die uns selbst und anderen Menschen schaden.

Z.B.: Wenn ein Mensch einem anderen Geld stielt, will er sich davon etwas kaufen was er dringend zu brauchen meint. Er will ein Bedürfnis befriedigen. Dabei schadet er aber dem Bestohlenen, wird hoffentlich erwischt und kommt evtl. ins Gefängnis. Er wird von Familie und Freunden getrennt, denen er vielleicht mit einem neuen Handy imponieren wollte. Das   Zusammenleben und die Anerkennung durch andere Menschen ist das wichtigste menschliche Bedürfnis. Dieses Bedürfnis ist durch den Diebstahl beschädigt. Das war also ein falsches, schädliches Verhalten.

Die  Haltung  gegenüber Mitmenschen im Sinne der „Gewaltfreien Kommunikation“ ist :

Du bist ok. und deine Bedürfnisse sind auch ok. Aber ich und meine Bedürfnisse auch! Also lass uns gemeinsam Wege finden, unsere Bedürfnisse möglichst gut zu befriedigen.

Diese Haltung bedeutet, daß die Bedürfnisse meines Gegenübers dieselbe Berechtigung haben, wie meine eigenen. Durchsetzung der eigenen Bedürfnisse mit Gewalt passt dazu nicht. Auch nicht die offene oder versteckte Androhung von Gewalt, Beschimpfungen oder Schuldzuweisungen. 

Die o.g. Haltung erfordert  Achtsamkeit . Das bedeutet, daß ich genau in mich hineinhorche und mich frage: Was brauche ich denn wirklich? Welches Bedürfnis steckt hinter meinen Wünschen? Welches Bedürfnis steckt hinter meinen Gefühlen: meiner Wut, meiner Verliebtheit?   Genauso erforderlich ist es, meinem Gegenüber zuzuhören und mich in sie hineinzufühlen, um ihre Bedürfnisse zu verstehen. 

M.Rosenberg setzt darauf, daß wir unseren Mitmenschen mit Empathie begegnen: wenn wir verstehen, welche Bedürfnisse mein Gegenüber bewegen, können wir seine Gefühle nachempfinden. Schon Säuglinge lächeln, wenn sie ein lächelndes Gesicht sehen. Auch Gähnen ist ansteckend. Wenn ich einen traurigen Film sehe, kann es sein, daß bei mir die Tränen fließen. Achtsamkeit und Empathie können den Weg frei machen für eine gemeinsame, friedliche Lösung eines Konfliktes. 
Allerdings geht das nicht automatisch. Wenn es einen Konflikt gibt, fällt es vielen Menschen schwer, anderen geduldig zuzuhören. Noch schwerer, sich in unser Gegenüber hineinzufühlen.

Die Aufgabe des Mediators ist es, für Achtsamkeit zu sorgen. Nacheinander kann jeder Konfliktpartner seine Sicht des Streitfalles darlegen. Die/der  andere hört zu, ohne zu unterbrechen. Das ist nicht leicht, weil jeder seine eigene Sicht der Dinge hat (siehe auf der  Seite Philosophie: „Was ist Wahrheit“).  Der Mediator hört ebenfalls zu und fragt nach, wenn etwas nicht klar ist. Als erstes geht es um den Ablauf des Ereignisses.  Dann sollen die Gefühle in Worte gefaßt werden, die das Ereignis ausgelöst hat. Im nächsten Schritt geht es darum, herauszufinden, welche Bedürfnisse dem Verhalten zu Grunde liegen. Und schließlich kann jeder Kontrahent seine Wünsche für eine Lösung auf den Tisch legen.
Der Mediator sorgt mit dem professionellen Schlichtungsablauf  für günstige Bedingungen für eine Einigung. Die in der speziellen Situation passende Lösung finden die Konfliktparteien unter seiner Anleitung selbst. Die Lösung ist nicht von irgendwem aufgedrängt oder aufgezwungen. Es ist die eigene, persönliche Lösung. Manchmal wird sie noch schriftlich in einem Vertrag festgehalten, damit nichts vergessen wird.